Donnerstag, 16. November 2006
Fettbrät Fehlanzeige


Ich weiß nicht, ob man in Leipzig sehen möchte, wie das Mensaessen zubereitet wird. Hier in Luzern kann man es. Die Köche ist offen. Schon morgens wird hinter den Glasabtrennungen an den frischen Zutaten herumgeschnippelt. Heute gab es Kichererbsencurry mit Backkartoffeln und Böhnchen. Broccoli und Karotten waren frisch und knackig, die Kichererbsen bissfest und die Currysauce sämig. Gekostet hat es allerdings auch sieben Franken, was für Schweizer Verhältnisse günstig ist, aber natürlich immer noch doppelt soviel wie in Leipzig. Brotscheiben gibt es kostenlos dazu. Hinten im Speisesaal stehen Gläser bereit, an denen man sich ebenfalls kostenlos Wasser abzapfen kann. Das wird auch rege genutzt.
Der Speisesaal ist hell und freundlich mit dezenter indirekter Beleuchtung, die Essenausgabe großzügig mit Platz. Der Hintermann haut einem also nicht permanent seinen Teller in den Rücken.
Wenn nur nicht dieses Fleischproblem wäre, das einen hier zu einer zeitgemäßen und so gar nicht kantinenartigen Ernährung zwingt. Fleisch und sei es nur Poulet ist so astronomisch teuer, dass es die Mensapreise hier locker verdoppeln würde. Ein bisschen fühlt man sich wie ein mit Fett und Zucker groß gezogenes englisches Schulkind, das auf einmal Jamie-Oliver-Küche anstelle der frittierten Turkey-Twizzlers vorfindet. Aber anders als mir von Mutti Fettbrät von der nächsten Fish-and-Chips-Bude ans Schultor liefern zu lassen, habe ich die Schweizer Mensaküche genossen. Nächste Woche nährt mich ja wieder die Alma Mater im Peterssteinweg mit Fettbrät.

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Zwar ohne Kocherei hinter Glasscheibe, aber ähnlich schmackhaft und leider teuer habe ich 1988 auch das Mensaessen in Zürich erlebt.
Viel mehr überraschte mich bei jener Tagung seinerzeit aber, dass die teilnehmenden Schweizer Studenten ihre Jacken wie in der Grundschule an die Gaderobenhaken draußen vor der Tür hängten. Solch großes Vertrauen in die Menschheit hatte mich echt geplättet.

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Ich habe hier am vergangenen Sonntag sogar geschlossene Geschäfte gesehen, die ihre Straßenauslagen nicht leergeräumt hatten.

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In Leipzig hat es ab und zu Mensaführungen gegeben. Da hat man sich umsehen können. Ich weiß nicht, ob es diese noch gibt: Gesundheitsamt und Leute ohne Gesundheitszeugnis und so. Was ich weiß ist, dass es unter Umständen sogar die Möglichkeit geben könnte (3-facher Konjunktiv), dort zu kochen. Aber das ist nichts für ein größeres Publikum *geheimnisvoll*, weil wegen Gesundheitsamt und Leute ohne Gesundheitszeugnis und so... (Die Schnitzelmaschine soll ja voll die Sehenswürdigkeit sein.) ;-)

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Oh, da werden sich die Mensablogger aber mal undercover anmelden, wenn ein bisschen mehr Zeit ist...

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Ich sollte auch mal in die Schweiz fahren ;o).

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Zürich kann ich nur empfehlen :)
Fahre ja demnächst auch wieder dahin. Mach doch mal ein paar Bilder aus dem Innenraum der Mensa. Du beschreibst es zwar sehr plastisch, aber ein paar bunte Bilder fände ich gut. Ansonsten entnehme ich deinen Ausführungen eine ähnliche Begeisterung für die Schweizer wie ich sie empfinde. Die Schweiz wird wohl für mich immer eine kleine Schwester sein die noch nicht richtig sprechen gelernt hat, aber ab und zu was kluges tut/macht. :)

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Die Schweiz ist doch eher eine Art real existierender Paradiesismus. Wo sonst müssen sich Menschen zerissene Armani-Hosen kaufen, um als Punk oder Hausbesetzer durchzugehen?

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