Dienstag, 31. Januar 2006
Fremdessen moralisch nicht vertretbar
Ort: GrillExpress Liebknecht/Ecke Eisner


Ich gestehe, ich habe es gern getan. Zurück aus der Terrorbekämpfungszone in friedlichen Gefilden, das Kampfgerät der Kameraden ward gerade abgeliefert, da überkam mich das gefährlichste aller Gefühle: Selbstzufriedenheit. Ja, es war falsch. Das wusste ich auch. Aber in diesem Moment war es mir egal, es drängte mich innerlich den kulinarischen Schutzschirm der Mensa (Unserer Großen Mutter, gebenedeit sei ihr Leib) zu verlassen, um zu sehen - und vor allem zu schecken - wie es da draußen zugeht. Und ich bestellte ein Huhn mit Fritten.

Was soll ich sagen, die Fritten waren so schön pappig und geschmacklos wie wir sie kennen und lieben. Auch der Salzgehalt des Hähnchens konnte sich mit denen der Broilerverwahrungsanstalt hinter der Petersteinwegmensa messen. Und ich aß, die Fritten, uns die ersten Teile des Huhns...und dann fand ich eine weißlich-glebliche Masse unter dem Fleisch an den Knochen, auch an den Knorpeln....und auch teilweise zwischen dem Fleisch, welches in den unteren Schichten manchmal nicht einmal mehr medium war.

Wer mich kennt, der weiß, ich bin normalerweise mit seltsamem Essen nicht zu beeindrucken. Doch dieses...Ding aus einer anderen Welt....es kann kein Huhn gewesen sein. Was war diese Masse? Hirn? Habe ich ein intelligentes Lebewesen gegessen? Hat uns Tiefensee den wahren Grund für seinen Abgang verschwiegen?

Ich weiß es nicht. Doch wenn ich nachts in meinem Bett liege, und alles still ist. Wen draussen das Licht der Laternen schwächlich flackert, und mein Geist hinüberdämmert in die Arme des Morpheus...dann kann ich es hören - tief in mir. Es ruft meinen Namen. Es flüstert Dinge voll unausprechlicher orthografischer Fehler und falscher Metaphern. Es will Rache. Ich ertrage es nicht länger, der elektrische Dosenöffner liegt schon bereit. Nach dem Schreiben dieser Zeilen werde ich nachsehen.

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