Donnerstag, 1. Mai 2008
Als Linkhure zum Diplom-Journalisten
Das Qualitätskontrolle in Weblogs in gefühlten 99,7 Prozent der Fälle nach dem Posten passiert, ist nichts Ungewöhnliches. Es gilt immer noch die Devise "Erst posten, dann wird es schon überprüft".

Die übrigen 0,3 Prozent und mithin Ausnahmen bilden da einige Gruppenblogs, die sich intern auf entsprechende Qualitätsstandards geeinigt haben. Mir spukt da spontan Spreeblick im Hinterkopf herum. Warum, weiß ich jetzt auch nicht mehr.

An meinem Institut, dem für Kommunikations- und Medienwissenschaften der Universität Leipzig, noch genauer am Lehrstuhl Journalistik II, schien das bis Mitte 2007 noch eine Neuigkeit zu sein. Jedenfalls wurden im vergangenen Sommersemester drei Diplomarbeiten zum Thema Weblogs ausgeschrieben. Der feiste Titel "Blogging und Diploming" ward auf A4-Aushänge gedruckt und an diverse Pinboards gepappt.

Der zuständige wissenschaftliche Mitarbeiter offerierte im Gespräch mehr oder weniger unbeugsamen Geleitschutz, der wohl auf ein unproblematisches Bestehen hinauslaufen sollte. Der Köder. Erst nach einigen Minuten wurden das genaue Thema "Qualitätskontrolle" und die Bedingungen genannt.

Und diese Bedingungen hatten es in sich. Die Diplomanden sollten gewissermaßen Linkhure spielen und dann ihren immer zahlreicher werdenden Besuchern absichtlich Fehler unterjubeln. Er oder sie sollte dann nachvollziehen, ob und wie schnell kleine und große Fehler von der Leserschaft bemerkt werden. Also ein (Fake-)Blog auf Zeit. Mit der "wissenschaftlichen" These, dass weniger oder andere Qualitätskontrolle als in "normalen" journalistischen Produkten stattfindet.

Ich weiß von zwei Kommilitonen, die diesen Deal eingegangen sind. Der erste hat für wichtige wissenschaftliche Neuerungen zu wenig gehurt, der zweite hat sich im vergangenen Jahr mit einer seichten Themenmischung (Tagcloud: 9live DSDS) bis auf Platz 21 der Medienlese-Medienblogcharts gebloggt.

Mir war es zu heikel. Ich wollte nicht für einige Monate Linkhuren- und Täuscherdasein mein Diplom bekommen.

Fehler im Mensa-Blog sind also weiterhin absichtlich unabsichtlich.

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Bist n Großer. Und: Wir Wollen Namen! (Oder URLs)

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