Dienstag, 28. April 2009
An den Nagel gehängt
In Leipzig wird Fußball auf Rasen gespielt. Grundsätzlich. Nicht so wie damals in der Jugend bei der SV DJK Grün-Weiß Erkenschwick am Rande des Ruhrpotts. Dort hatte jeder Verein erst mal einen Ascheplatz und der Rasen, wenn denn vorhanden, war heilig. In Berlin wiederum wird vermehrt auf Kunstrasen gegen die Schienbeinschoner den Ball getreten.

In Leipzig also Rasen, wohin man fährt. Zu den Auswärtsspielen. In der Kreisklasse.

Na gut, Rasen ist wiederum relativ.

Da gibt es Plätze, die an den Rändern, kurz vor der Seitenlinie ein paar Meter Grün zeigen. Vorausgesetzt, der Blickwinkel stimmt (Nebenplatz des Stadion der Friedens) Dort spielt die SG Motor Gohlis Nord, kurz MoGoNo. Bitte diesen Vereinsnamen einmal ostsächsisch aussprechen. Danke. Reicht.

Es gibt einen Rasenplatz, der in der Höhe des 16ers (der eigentlich 16,5er heißen müsste) einen veritablen Gullydeckel für Stürmer, Verteidiger und Schiedsrichter bereit hält (SV West 03). Die Auslenkungen der Seitenlinie in Horizontale und Vertikale sind auf diesem Platz legendär. Schnapsdrossel hinter der Kreidemaschine meets Maulwurfzucht.

Einen Rasenplatz mit Kerosin-Geschmack und gelegentlichem Turbinenlärm (SC Eintracht Schkeuditz). "Leo. LEO. LEEOO!! LEEEEEEEEEOOOOOOOOOOOOO!!1einself"

Einen Rasenplatz an der Abbruchkante des Braunkohletagebaus (LSV Störmthal). Wider Erwarten wurde kein Ball im Großen Loch versenkt.

Einen Rasenplatz mit 2m Höhenunterschied zwischen den Toren (SV Lützschena-Stahmeln). Aufwärts immer. In der zweiten Halbzeit spätestens.

Einen naja, Rasenplatz mit einer langen Allee als Spielertunnel (Roter Stern/ELO). Und mobilem Kiosk. Die RSLer sind schon ne Wucht.

Einen Rasenplatz neben einer kleinen Gänsefarm (SV Räpitz). In der Stadt Fußball zu spielen heißt auch manchmal, aufs Dorf zu fahren. Tut gut.

Ganz viele Rasenplätze mit den vergilbten alten Plastik-Sitzschalen des ollen Zentralstadions.

Noch mehr Rasenplätze in direkter Nachbarschaft zu den vielen Kleingartensparten. Schrebern und Sporteln liegt zumindest geographisch nah beieinander. Das spärliche Publikum an der Seitenlinie kommt dann auch oft direkt aus dem Garten. Bei den kurzen Wegen.

Hach, schön war's. Die Mär geht, dass eigentlich jetzt der letzte große Vertrag kommen müsste. Aber nun, niemand würde für meine sogenannten Künste Geld bezahlen.

Adé, Leipziger Vereinsfussball. Willkommen zurück, hundekotverseuchtes Rosental.

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