Donnerstag, 16. April 2009
Zwischen Prospekten und Anzeigenblättern
Ich habe dich zwei Jahre lang ertragen gelesen. Kostenfrei. In den sechseinhalb Jahren, die ich in Leipzig gelebt habe, habe ich vielleicht sieben Mal Geld für dich ausgegeben.

Du bist nicht schön, in deinem nordischen Format. Dein Grafiker E. muss halbe Seiten notdürftig mit Infografiken und Montagen zukleistern, weil deinen hochbezahlten Mitarbeitern nicht übermäßig viel einfällt. Ein Wonka allein reicht eben nicht.

Deine Ausrutscher sind Legende, dein Rechercheunwillen auch. Deine Überparteilichkeit steht nicht nur in Sachen katholischer Kirchenbauten in Frage.

Du eröffnetest neulich ein sogenanntes Stadtbüro, vielleicht als Heilmittel gegen eine abgestumpfte und leserferne Redaktion. Ich habe aber nur Mitleid mit deinen armen Hostessen, die nun deine angeblich gesprächsbereiten Redakteure entschuldigen müssen.

Ich weiß nicht, ob dein Zusteller es einfach satt hat, immer weniger Zeitungen auszutragen. Denn seit neuestem sehe ich dich immer wieder. Kostenlos und ungebeten. In meinem Briefkasten.

Wie geht es dir eigentlich so, liebe LVZ, so ungelesen in der braunen Bananenkiste hinter den Fahrrädern?

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